Exklusivbericht zum Verkauf von Stopfleber im Schweizer Detailhandel |
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21.11.2024, Zürich - Im Vorfeld des Welttages gegen Foie gras vom 25. November veröffentlicht die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN die Ergebnisse ihrer Untersuchung des nationalen Detailhandelsmarkts für Stopfleber.
Da die Herstellung von Foie gras in der Schweiz verboten ist, wird dieses umstrittene Produkt aus dem Ausland importiert, hauptsächlich aus Frankreich. In ihrem Bericht beleuchtet VIER PFOTEN einen Produktionskreislauf, der von französischen Lebensmittelkonzernen kontrolliert wird, und weist auf die Verantwortung der wichtigsten Akteure im Schweizer Detailhandel – vor allem Migros und Denner – hin.
Im Jahr 2023 wurden 194 Tonnen Foie gras in die Schweiz importiert. Dies entspricht mehr als 300’000 Tieren, die gestopft und getötet wurden, um allein die Nachfrage in unserem Land zu befriedigen. VIER PFOTEN hat versucht, die Lieferanten des Schweizer Marktes und die wichtigsten Einzelhändler zu identifizieren. Die Untersuchung zeigt zunächst, dass die französische Foie-gras-Produktion weitgehend von vier grossen Industriekonzernen dominiert wird, die regelmässig in die Kritik geraten, wenn es um den Tierschutz geht. Den Recherchen von VIER PFOTEN zufolge sind die meisten auf dem Schweizer Markt erhältlichen Marken mit diesen Giganten der Stopfleberindustrie verbunden, was aus ethischer Sicht bedenklich ist.
Die Verantwortung der Schweizer Detailhändler: Fokus auf Migros und Denner
Gemäss einer vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) sowie dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) in Auftrag gegebenen Studie wird etwa die Hälfte des Stopfleberverkaufs über Restaurants abgewickelt, während die andere Hälfte hauptsächlich von den zwei grossen Detailhandelsketten Denner und Migros vertrieben wird. Der Bericht des BLV nennt jedoch die beiden Akteure nicht, und trotz Anfragen von VIER PFOTEN wollte keines der Unternehmen die Mengen oder den Umsatz von ihnen verkauften Stopfleberprodukte preisgeben.
Um den Anteil der Verantwortung jedes Unternehmens zu ermitteln, führte VIER PFOTEN eine Schätzung der Anzahl Verkaufsstellen jeder Marke durch. Die Untersuchung zeigt auf, dass Migros und Denner die Hauptverkaufsstellen für Foie gras im Schweizer Detailhandel sind. Nicolas Roeschli, Kampagnenmanager bei VIER PFOTEN: «Die Migros-Gruppe betont, dass ihnen das Wohlergehen der Tiere, aus denen ihre Fleisch-, Fisch-, Milch- und Eierprodukte hergestellt werden, sehr am Herzen liege und dass sie bestrebt seien, die höchsten Tierschutzstandards zu erreichen. Das ist mit der tierquälerischen Praxis der Stopfmast aber keineswegs zu vereinbaren. Angesichts der steigenden Erwartungen der Konsumentinnen und Konsumenten fordert VIER PFOTEN die Migros-Gruppe daher auf, mehr Transparenz und Verantwortung zu zeigen und dieses auf grausame Weise hergestellte Produkt aus ihren Verkaufsregalen zu verbannen.»
Ein durch kommerzielle Strategien geförderter Konsum – keine Tradition
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist der Verzehr von Foie gras in der Schweiz nicht auf eine historische Tradition zurückzuführen. Die Importstatistiken zeigen, dass der Import von Stopfleber in die Schweiz erst seit den 1990er-Jahren mit dem Aufschwung der industriellen Produktion wirklich zugenommen hat. Der Bericht beleuchtet den starken Einfluss von Marketingstrategien und Verkaufsförderungsmassnahmen auf die Entwicklung der hiesigen Nachfrage nach Stopfleber.
Bundesrat gegen Importverbot
Tierische Produkte, die nach der schweizerischen Tierschutzgesetzgebung als tierquälerisch gelten, sollen grundsätzlich nicht in die Schweiz gelangen. Aus politischer Sicht ist daher für VIER PFOTEN klar, dass die beste Lösung ein Importverbot für Stopfleber ist, wie es die Volksinitiative «Ja zum Importverbot für Stopfleber (Stopfleber-Initiative)» vorschlägt.
In seiner gestern veröffentlichten Botschaft empfiehlt der Bundesrat, die Initiative abzulehnen, da er anstelle eines Verbots eine Deklarationspflicht einführen möchte, was eine weitaus weniger strenge Massnahme darstellt. Der Bundesrat argumentiert, dass ein Importverbot nicht mit internationalen Verpflichtungen vereinbar sei. Da in der Schweiz die Stopfmast seit über 40 Jahren verboten ist, würde ein Einfuhrverbot jedoch keine Diskriminierung gegenüber der ausländischen Produktion darstellen. Ausserdem ist die Deklarationspflicht eine unzureichende Lösung. Wie der Präzedenzfall der Deklarationspflicht für Pelze bereits gezeigt hat, wurde diese mangelhaft oder gar nicht umgesetzt und es ist aus Tierschutzsicht nicht vertretbar, dass sich das gleiche Szenario nun bei Stopfleber wiederholt. Der Bundesrat argumentiert des Weiteren, dass die Wahlfreiheit der Konsumierenden durch ein Importverbot zu stark eingeschränkt würde. In Anbetracht der grausamen und tierquälerischen Verfahren, denen Gänse und Enten bei der Produktion unterworfen werden, und angesichts der Vielzahl von tierfreundlichen Alternativen ist das Importverbot für die Konsumentinnen und Konsumenten jedoch zumutbar.
Obwohl Art. 20 Bst. e der Tierschutzverordnung das Stopfen von Hausgeflügel ausdrücklich verbietet, zeigt eine von VIER PFOTEN und Stop Gavage Suisse in Auftrag gegebene Umfrage, dass gerade mal 38 % der Schweizerinnen und Schweizer von diesem Verbot Kenntnis haben. Die Umfrage zeigt ebenfalls, dass sich 79% der Schweizer Bevölkerung nicht bewusst sind, dass Margret ein durch Zwangsfütterung hergestelltes Produkt ist. Sie konsumieren womöglich ein tierquälerisch erzeugtes Produkt, ohne es zu wissen.
Bewusstseinsbildung und Ruf nach Transparenz
Mit ihrem Bericht «
Medienkontakt:
Oliver Loga
Press Manager
Tel. +41
43 311 80 90
Über VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz:
Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Grossbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.
Quellen:
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