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Erste Einzelausstellung von Atiéna R. Kilfa in der Schweiz

 


20.01.2025, Das Kunstmuseum St.Gallen freut sich, mit «Wonder Lust» die erste Einzelausstellung der in Frankreich geborenen und in Berlin lebenden Künstlerin Atiéna R. Kilfa (1990) in der Schweiz zu präsentieren. Im Zentrum der Installation steht eine neue, extra für die industriellen Räumlichkeiten der LOK by Kunstmuseum St.Gallen angefertigte Videoarbeit. Der zwischen 1903 und 1911 errichtete Pionierbau der Bahninfrastruktur erinnert an die Blütezeit der Ostschweizer Textilindustrie. In dieser Ikone einer grossen Vergangenheit reflektiert Kilfas neue Arbeit die Romantisierung imperialistischer Konventionen.

An eine Wand projiziert, die der Achse des Ringbaus der Lokremise folgt, zeigt die neue Videoarbeit Landfall einen Panoramablick über eine scheinbar weite Landschaft bei Sonnenaufgang oder -untergang, welche von einer „Rückenfigur“ betrachtet wird. Die Rückenfigur – ein in der Geschichte der Malerei und des Films gleichermassen vorkommendes Motiv – ist eine rätselhafte, von hinten gesehene Figur, die eine suggestive und oftmals dramatische Landschaft betrachtet. Indem Kilfa das Objekt der Betrachtung der Figur untergräbt und die ferne Landschaft durch eine blosse Maquette ersetzt, entsteht ein Schauspiel, das den Pomp dieses heldenhaften Set- Ups sowohl entlarvt als auch entkräftet.

Zwei weitere Arbeiten sind Teil von Wonder Lust: Beide demontieren die Produktion von „Wunder“ weiter. Der Druck Landfall at Sunrise ist ein Filmstill, das aus einem ungenutzten Schnitt des Videos stammt. In einer vergrösserten Nahaufnahme zeigt es die Reflexion der Landschaft in den Augen des Protagonisten. Dadurch wird eine weitere Perspektive auf die Beziehung der Figur zur Landschaft eröffnet. Die zweite Arbeit ist eine „Windmaschine“, ein Foley-Instrument, das gedreht wird, um die Illusion von Windgeräuschen zu erzeugen. Sie wurde ursprünglich in den Orchestermusiken romantischer Opern wie Wagners Der fliegende Holländer verwendet und später auch im Film.

Atiéna R. Kilfa beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit filmischen Archetypen und der komplizierten Konstruktion von Bildern im Film – ein Apparat, den sie zu enträtseln sucht. Durch den Einsatz von Video, Fotografie, Skulptur und Installation reflektiert ihr Werk verschiedene Traditionen und Techniken der Produktion und Postproduktion. Es lädt uns ein, darüber nachzudenken, wie Bilder Zeugnis von Zeit und Ideologien ablegen, deren Geschichte wir weiterhin bewohnen.

Melanie Bühler, Senior Curator am Kunstmuseum St.Gallen über Atiéna R. Kilfa: Atiéna R. Kilfas künstlerische Arbeit zeichnet sich durch eine scharfsinnige Analyse tradierter Motive der visuellen Kultur aus. Die neue, für das Kunstmuseum St.Gallen entstandene Auftragsarbeit Landfall zerlegt die Rückenfigur – ein Motiv, das vielleicht am besten aus der deutschen Romantik bekannt ist und auch heute noch in Film, Fernsehen und Werbung als Symbol für eine Heldenhaftigkeit steht, die mit Nostalgie, Pathos und Eroberung gepaart ist. Kilfa spielt bewusst mit Immersion und Illusion sowie dem gezielten Durchbrechen dieser Effekte, um die Ideologien, die diesen emotional aufgeladenen Motiven zugrunde liegen, aufzudecken, während sie deren «Fall» sorgfältig inszeniert.

Atiéna R. Kilfas Arbeiten waren in Gruppenausstellungen unter anderem in Galerina, London, UK (2025); Museion, Bozen (2024); Neue Alte Brücke, Frankfurt (2024); Heidi, Berlin (2024); Den Frie, Kopenhagen (2023); 032c, Berlin (2023); Expo Chicago, Chicago (2022); Yaby, Madrid (2021); Elvira, Frankfurt (2021); und Galleria Zero, Mailand (2021) gezeigt. Sie hatte Soloausstellungen bei Den Frie, Kopenhagen (2024); Camden Art Centre, London (2023); Cabinet, London, UK (2023); KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2022); Liste Art Fair, Basel (2021); und Cell Project Space, London (2020). Kilfa schloss ihr Studium an der Städelschule in Frankfurt 2022 ab und wurde 2024 mit dem ars viva Preis ausgezeichnet.

Diese Ausstellung wird zusätzlich durch die Dr. Georg und Josi Guggenheim-Stiftung unterstützt.

Presserundgang: Freitag, 7. Februar 2025, 11 Uhr, LOK by Kunstmuseum St.Gallen mit Gianni Jetzer, Direktor Kunstmuseum St.Gallen, Melanie Bühler, Senior Curator Kunstmuseum St.Gallen und Atiéna R. Kilfa

Wenn Sie Interesse an einem Interview-Termin haben, melden Sie sich unter kommunikation@kunstmuseumsg.ch

Pressekontakt:
kommunikation@kunstmuseumsg.ch
Nadine Sakotic
Kunstmuseum St.Gallen
Leitung Kommunikation
T +41 71 242 06 84
www.kunstmuseumsg.ch


Über Kunstmuseum St. Gallen:
Das Kunstmuseum St.Gallen geniesst mit seinen attraktiven Wechselausstellungen zeitgenössischer und moderner Kunst internationale Ausstrahlung.

Als Schatzkammer der Ostschweiz beherbergt das Museum eine reiche Sammlung von Gemälden und Skulpturen vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, die in einer Dauerausstellung gezeigt wird. Das 1877 von Johann Christoph Kunkler im neoklassizistischen Stil errichtete Gebäude lädt ein zum Flanieren durch die Kunst aus Vergangenheit und Gegenwart.

Alt und Neu im Dialog ermöglichen ein abwechslungsreiches Kulturerlebnis, bei dem internationale Wechselausstellungen zu erleben sind oder Meisterwerke der Vergangenheit auf herausragende Vertreter zeitgenössischer Kunst treffen!

Dank einer umfassenden Kunstvermittlung ist das Kunstmuseum St.Gallen ein attraktiver Ort der Begegnung mit Kunst von Gestern und Heute! Die Kunstzone in der Lokremise, die zweite «Spielstätte» des Kunstmuseums, dient als Kulturlabor für zeitgenössische Kunst.

Die unmittelbare Nachbarschaft zu Kinok und Tanz/Theater eröffnet faszinierende inhaltliche Synergien, der rohe Charakter des Innenraumes ermöglicht prozessorientierte Ausstellungen sowie «Artist-in-Residence»-Projekte.

Quellen:
  HELP.ch

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