Allianz Global Pension Report 2025: Zeit, den Worten Taten folgen zu lassen

 


31.01.2025, Wallisellen/München (ots) - Dreiteilung: Pensionssysteme lassen sich weltweit in drei Klassen einteilen: geringer Reformbedarf, hoher Reformbedarf und akuter Reformbedarf.

- Migration: Das Allheilmittel der letzten Jahre verliert an Wirkung

- Sparen: Die Rentenlücke ist gross - aber nicht unüberbrückbar

- Schweiz: Kein Anlass zu Selbstzufriedenheit

Die Allianz hat heute die dritte Ausgabe ihres "Global Pension Report" vorgestellt, der mit Hilfe des eigenen "Allianz Pension Indexes" (API) 71 Rentensysteme rund um den Globus analysiert. Der Indikator besteht aus drei Säulen: Analyse der demographischen und fiskalischen Ausgangslage sowie Bestimmung der Nachhaltigkeit (z.B. Finanzierung und Beitragszeiten) und Angemessenheit (z.B. Verbreitungsgrad und Rentenhöhe) des Rentensystems. Insgesamt werden 40 Parameter berücksichtigt, mit Werten zwischen 1 (kein Reformbedarf) und 7 (akuter Reformbedarf). In der gewichteten Summe aller Parameter kristallisiert sich der Reformdruck des jeweiligen Systems.

Hoher Reformdruck

Die ungewichtete Gesamtnote für alle untersuchten Rentensysteme beläuft sich auf 3,7 und signalisiert damit einen unverändert hohen Reformdruck. Gegenüber unserem letzten Report von 2023 gab es zwar einige Bewegungen - aber nicht immer in die richtige Richtung: Damals lag die Gesamtnote noch bei 3,6. Die Unterschiede zwischen den Ländern sind jedoch erheblich. Es gibt eine kleine Gruppe an Ländern wie Dänemark, die Niederlande und Schweden, die mit einer Gesamtnote deutlich unter 3 relativ gut dastehen, da sie die Weichen rechtzeitig auf Nachhaltigkeit durch Kapitaldeckung stellten (siehe Liste der besten Rentensysteme). Auf den ersten Blick überrascht, dass sich auch Japan auf dieser Liste wiederfindet. Aber wie kein anderes Land hat Japan konsequent einen anderen Lösungsweg beschritten: Länger arbeiten. Schon heute sind ein Drittel der 65 -70jährigen erwerbstätig; in den nächsten Jahren wird das effektive Rentenalter voraussichtlich auf 70 Jahre steigen. Die weitaus grössere Gruppe besteht aus Ländern, deren Gesamtnote unter 4 liegt und in denen dringender Reformbedarf besteht, um die Rentensysteme gegen die Auswirkungen des demographischen Wandels zu wappnen. Hier finden sich vor allem viele Entwicklungsländer wieder wie Malaysia, Kolumbien oder Nigeria. Deren Problem ist dabei häufig nicht die Ausgestaltung des Rentensystem per se, sondern dessen geringe Reichweite: Der Anteil der informellen Beschäftigten, die nicht erfasst werden, liegt meist bei über 50 Prozent. In diesen Ländern sind daher zuerst durchgreifende Arbeitsmarktreformen erforderlich, um die Grundlagen für ein umfassendes Rentensystem zu schaffen. Sonst wird das Rentensystem zu einem weiteren Faktor steigender Ungleichheit. Die dritte Gruppe an Rentensystemen umfasst schliesslich viele europäische Länder wie Deutschland, Frankreich und Österreich, deren Rentensysteme bisher nur zaghafte Schritte in Richtung Kapitaldeckung unternommen haben - das Umlageverfahren dominiert und entsprechend hoch ist der Reformdruck angesichts der rapiden Alterung der Gesellschaften.

Schweiz: Kein Grund zur Selbstzufriedenheit

Mit einer Gesamtnote von 3,4 gehört das schweizerische Rentensystem zu den besseren weltweit. Anlass zur Selbstzufriedenheit besteht allerdings nicht. Angesichts der rapiden Alterung der schweizerischen Gesellschaft - der Altersquotient wird in den nächsten 25 Jahren von 31 auf 53 Prozent steigen - besteht Reformbedarf. Die Angleichung des Renteneintrittsalters für Frauen und Männer ist nicht mehr als ein erster Schritt. Die Flexibilisierung der Altersgrenze könnte - vor dem Hintergrund der fehlenden öffentlichen Unterstützung für ein generell höheres Rentenalter - eine interessante Option darstellen: Jenseits der 65 sind nur 16 Prozent der männlichen Arbeitnehmer in Beschäftigung - in Japan, dem globalen Laboratorium für alternde Gesellschaften, sind es 35 Prozent. Darüber hinaus gilt es alle Schritte zu vermeiden, die private kapitalgedeckte Altersvorsorge weniger attraktiv machen.

Migration: Nachlassende Wirkung

Der demographische Wandel ist seit Jahren Realität. Die Lebenserwartung steigt seit Jahrzehnten kontinuierlich (mit nur einer kurzen Unterbrechung durch die Corona-Pandemie), während gleichzeitig die Geburtenraten weiter sinken. Eine Entwicklung aber hat die erwartete Wirkung auf Arbeitsmärkte und Sozialsysteme bisher deutlich abgefedert: Migration. In den vergangenen fünf Jahren wurden beispielsweise in Deutschland knapp 90 Prozent der 1,6 Millionen neuen sozialversicherungspflichtigen Jobs durch Zuwanderer:innen besetzt. "Auch wenn nicht alle Zuwanderer:innen sofort einen Arbeitsplatz gefunden haben, hat die Migration unter dem Strich sehr geholfen", sagte Michaela Grimm, Mitautorin des Reports. "Darauf können wir uns in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr verlassen. Denn in den bisherigen Hauptherkunftsländer gibt es schlicht immer weniger auswanderungswillige Kandidat:innen. Und Europa könnte in Zukunft an Attraktivität als Zuwanderungsland verlieren. Entscheidend wird daher sein, dass wir die vorhandenen Potenziale noch besser nutzen. Dies betrifft Frauen in Teilzeit, die von Kinderbetreuung und Pflege entlastet werden müssen, und ältere Arbeitnehmende, die sich noch zu häufig mit Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz konfrontiert sehen."

Rentensparlücke kann geschlossen werden

Nach Berechnungen der Allianz beläuft sich die Rentensparlücke allein in der Eurozone für die jüngeren Generationen auf etwa durchschnittlich EUR 350 Milliarden pro Jahr. Das klingt viel - ist aber machbar, wenn die Sparquote um ein Viertel stiege. "Die GenX muss mehr sparen, um ihren gewünschten Lebensstandard im Alter zu sichern - das ist unstrittig", sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz. "Aber wir dürfen nicht nur auf die eine Seite der Gleichung schauen, die Sparanstrengungen der Haushalte. Entscheidend ist, Rentensicherung und Kapitalmarktentwicklung zusammenzudenken. Altersersparnisse müssen gewinnbringend investiert werden, in zukünftiges Wachstum und Innovationen. Das ist der Schlüssel zur Bewältigung des demographischen Wandels (wie auch des Klimawandels). Hier hat Europa noch grosse Defizite."

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Quellen:
  HELP.ch

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